Wenn die Hälfte aller Spielerinnen nicht auf ihrer „richtigen“ Position spielen, dann rechnet man sich als Sportmannschaft vermutlich keine allzu großen Chancen auf einen Sieg aus. Mit einem knappen 8er Kader fuhren die Damen 2 des FSV Marktoffingen vergangenes Wochenende zum Doppelspieltag nach München. Durch einige Ausfälle musste die Mannschaft munter, frei nach dem Motto „jeder spielt alles“, umstellen. Kurzerhand sprang Marlene Klaus (eigentlich Zuspieler) als Diagonalangreifer ein, Cindy Helmschrott (eigentlich AA) gab ihr Debüt als Mittelangreifer und die beiden Liberas Alicia Gentner und Michelle Grimmeißen verstärkten als Feldspieler ihr Team in der Annahme. Lediglich Antonia Leberle, Jenny Stempfle und Madeleine Gerth besetzten ihre normalen Positionen. So startete man dann am Samstag gegen den ersten Münchner Gegner an diesem Wochenende: den TB München 2, der momentan auf dem 6. Tabellenplatz in der Bayernliga Süd steht. Ob es nun an der ungewohnten Startaufstellung oder der frech und frei aufspielenden Art des FSV lag, jedenfalls klappte von Beginn an alles im Team: zwei starke Aufschlagserien von Laura Geiß waren die Grundlage für einen soliden ersten Satzgewinn von 25:17, in dem Coach Sebastian Stadali nicht einmal eine Auszeit benötigte. Zum Seitenwechsel für Satz 2 sah es dann allerdings anders aus: München punktete nun selbst mit starken Aufschlägen und zerstörte den stabilen Spielaufbau von Marktoffingen. Zu Viele „Dankebälle“ gingen übers Netz wieder zurück zum Gegner, der diese einfachen Angaben in Punkte verwandelte. Beim Spielstand von 2:6 und 5:13 hatte der FSV schon seine zwei Auszeiten verbraucht und der Satz schien einen eindeutigen Verlauf zu nehmen, bis es zum Satzende doch nochmal spannend wurde. Bis zum 19:21 kamen die Damen 2 heran, ehe jedoch eine fast fehlerfrei spielende Münchener Mannschaft den Satz mit 25:22 zumachte. In Durchgang 3 fand das Spiel nun seinen Höhepunkt. Beide Teams begegneten sich auf Augenhöhe. Alicia Gentner sorgte mit einer gleichbleibend konstanten Annahme für einen sauberen Spielaufbau, bei dem sich die beiden „Ersatzangreifer“ Marlene und Cindy immer besser zurecht fanden und am Ende des Spiels weitaus mehr als nur eine Vertretung waren. Mit einer klasse aufschlagenden Madelaine Gerth am Aufschlag bauten die Rieserinnen sich sogar einen kleinen Vorsprung auf, der bis zur 20:18 Führung gehalten werden konnte. Dann ging es im Gleichschritt vom 22:22 zum 24:24. Ein risikoreicher knapper Aufschlag ins Aus und ein glücklicher Ball des Gastgebers beschenkte diesen dann aber die knappe 2:1 Führung (25:27). Zwar waren die Marktoffingerinnen nach diesem engen Verlauf gefrustet, aber ans Aufgeben dachten sie noch lange nicht: unermüdlich kämpften sie um jeden Ball, schlugen mutig auf und griffen taktisch klug an – wieder ganz knapp am Ende ging der Satz nach einem fast 2-stündigen Spiel an die Hauptstädterinnen mit 25:22 und der erste mögliche Punktgewinn an diesem Wochenende war weg.
Abhaken, ein Radler in der Sonne Münchens genießen und den Blick auf den morgigen Tag werfen, war der Leitspruch für einen gemütlichen Mannschaftsabend im Hotel. Noch etwas träge und mit steifen Muskeln stand man keine 12 Stunden später diesmal beim DJK SB München Ost in der Halle. Das Vorrundenspiel noch letztes Jahr im Herbst ging knapp mit 3:1 verloren, und DJK hat sich seitdem bis auf den 3. Tabellenplatz vorgearbeitet. Jenny Stempfle lenkte von Anfang an gekonnt das Spiel des FSV. Risikoreiche Pässe verwandelte vor allem Johanna Altenburger in Punkte. Cindy Helmschrott am Aufschlag eröffnete vom 12:15 zum 16:15 erstmalig die Chance auf eine Führung. Michelle Grimmeißen diesmal als Libero, tat sich besonders durch eine präsente Feldabwehr hervor, welche die Gegnerinnen fast verzweifeln ließen. 25:23 hieß es nach einem intensiven ersten Durchgang für den FSV. Satz 2 und 3 gehörte dann ganz den Münchnerinnen, die ihre langen Angreiferinnen auf der Position 4 nutzten und den eher kleinen FSV Block einfach überspielten (beide Sätze jeweils 25:17). Wie am Vortag lag man wieder 2:1 hinten, obwohl man deutlich das Gefühl hatte, da ist noch Luft nach oben. Darauf folgte ein 30 minütiges „Bäumchen-Wechsel-Dich“-Spiel. Kein Team konnte sich vom anderen absetzen und beide Mannschaften glänzten mit einer nimmermüde werdenden Abwehr. Diesmal war einfach der Siegeswille und vielleicht auch ein Quäntchen Glück mehr beim FSV – mit 23:25 war der 2:2 Ausgleich geschafft und die FSV Damen lagen sich jubelnd in den Armen. Nun sollte also im Tiebreak die Entscheidung fallen. Vermutete man erst eine deutliche Angelegenheit für München beim Spielstand von 7:11 so wurde man noch eines besseren belehrt: eine Aufholjagd bei Marktoffingen bis zum 14:14 zwang den DJK in eine nervenaufreibende Verlängerung. 16:16 / 17:17- erst nach 25 Minuten durfte am Ende des Tages doch München sich über 2 Punkte freuen (19:17). „Für den allerersten Tiebreak der Saison, bin ich vollauf zufrieden und stolz auf meine Mannschaft“ war das Fazit von Trainer Stadali. „Wir haben alles gegeben, dass in so einer Ausnahmesituation die Nerven blank liegen ist verständlich, dennoch können wir uns auch nichts vorwerfen“, fasste er weiter zusammen. Wurde zum Schluss zwar Antonia Leberle vom gegnerischen Coach als MVP ausgezeichnet, verdient diesen Titel vielmehr jedoch das gesamte Team, das immer mehr zu einer Einheit wächst und zeigt wie wichtig jedes einzelne Mitglied für die Mannschaft sein kann, egal auf welcher Position sie spielen.
FSV Marktoffingen II: Marlene Klaus, Jenny Stempfle, Alicia Gentner, Michelle Grimmeißen, Cindy Helmschrott, Madeleine Gerth, Laura Geiß, Johanna Altenburger, Antonia Leberle
Bericht: Toni Leberle